Lärmentgelte können ein effizientes Mittel sein, um die Lärmbelastung rund um Flughäfen für ALLE Betroffenen deutlich zu reduzieren. Nicht aber am Flughafen Wien, denn dort sind sie nur eine Farce
Am Flughafen Wien werden lauten Flugzeugen Lärmentgelte verrechnet, die maximal nicht einmal 80 Euro ausmachen. Im Schnitt bewegt sich das Entgelt zwischen 30 und 40 Euro pro Start und Landung – Tag und Nacht ohne Unterschied.
Das herauszufinden war eine Mammutaufgabe, denn der Flughafen Wien ist im Gegensatz zu anderen Flughäfen maximal intransparent.
Die lächerlichen Lärmentgelte – und der fehlende Schutz des Nachtschlafs – machen den Flughafen Wien zum Schlusslicht im Anrainerschutz und zu einem Magnet für laute Flugzeuge.
Denn andere Airports sind viel weiter. Wir haben uns die Flughäfen München, Frankfurt, Berlin-Brandenburg, Zürich und Heathrow angesehen. Dort sind die Lärmentgelte transparent und das Entgeltsystem schon vom Ansatz her so aufgebaut, dass die Kosten für Starts und Landungen in Abhängigkeit von Lärm- und auch Schadstoffemissionen (daran denkt man bei uns nicht einmal) bemessen werden. Dazu kommen dann erhebliche Tagesrand- und Nachtzuschläge.
Am Flughafen Wien sind Lärmentgelte separat und werden absurderweise so eingenommen, dass alles, was von den einen reinkommt, den anderen, die nicht (ganz) so laut sind, abgezogen wird. Die so dringend gebotene Differenzierung für die Nacht fehlt gänzlich.
Beispiele: Einer Boeing 747-400, die 2024 am Flughafen Wien gelandet/gestartet ist (ob Tag oder Nacht unbekannt), wurde das für Wiener Verhältnisse hohe Lärmentgelt von EUR 43,65 verrechnet. Gibt man Boeing 747-400 in den Gebührenrechner des Flughafen Frankfurt ein, so ergibt das für den Tag eine „Lärmkomponente“ idH von EUR 3.610,32, in der Kernzeit Nacht von EUR 14.441,28.
Ein Ausreißer nach oben am Flughafen Wien ist das Lärmentgelt, das 2024 einer Maschine verrechnet wurde, bei der es sich um eine Lockheed Martin C-130J Super Hercules mit vier Turboprop-Triebwerken gehandelt haben dürfte. Dieser Lärm-Supergau kostete gerade einmal EUR 73,63.
Ein grober Vergleich mit anderen Flughäfen erzeugt folgendes Bild:
Flughafen | Tag | Tagesrand und Nacht |
Wien (Schätzung aufgrund der Angaben gegenüber dem BMK) | € 0 – ca. 80,00 | € 0 – ca. 80,00 |
München | € 215,84 – 7.154,94 | € 259,00 – 15.740,89 |
Frankfurt | € 85,31 – 28.850,93 | € 140,76 – 115.403,72 |
Berlin-Brandenburg | € 41,40 – 7.762,50 | € 82,80 – 46.575,00 |
Zürich (massive Erhöhung in Vorbereitung) | CHF 0 – 2.000,00 (€ 0 – 2.127,00) | CHF 1.500,00 – 20.000,00 (€ 1.595,00 – 21.270,00) |
Heathrow | £ 705,68 – 7.056,76 (€ 847,24 – 8.472,35) | £ 3.528,40 – 70.567,50 (€ 4.236,20 – 84.723,22) |
Hintergrund
Seit 2011 bewirbt der Flughafen Wien Lärmentgelte, seit 1. Jänner 2024 sind sie verpflichtend und müssen eine Lenkungswirkung aufweisen. Wie hoch sie sind, war bisher ein streng gehütetes Geheimnis. Auf der Website sind bis heute nur kryptische Formeln und Zahlen zu finden, die selbst eine habilitierte Mathematikerin nicht nachvollziehen konnte.
Bei einem Termin im BMK im August 2024 haben wir umfassendes Material dazu vorgelegt, dass andere Flughäfen in Europa viel weiter sind. Dort sind die Lärmentgelte transparent und – vor allem in der Nacht – durchaus erheblich.
Wir waren optimistisch, dass die Lärmentgelte 2025 transparent sein würden und zumindest nicht ganz hinter jenen der deutschen Flughäfen und des Flughafen Zürich zurückbleiben würden. Die Enttäuschung war groß als wieder das alte kryptische Formel- und Zahlenwerk auf der Website des Flughafens auftauchte.
Wir entschieden uns zu zwei Schritten: