Acht Jahre wurde für die öffentliche Wahrnehmung das Bild gepflegt, dass der große Investor am Flughafen Wien, der über eine Luxemburger Holding bereits fast 44% der Aktien aus dem Streubesitz aufgekauft hat, ein australischer Pensionsfonds sei.
Wir staunten nicht schlecht, als das Register in Luxemburg etwas ganz anderes zeigte, nämlich dass es sich in Wirklichkeit um einen Fonds auf den Cayman Islands handelt, also um einen groß angelegten Geldpool in der off-shore Welt, mit dem Namen IFM Global Infrastructure Fund. Die Cayman Islands sind nicht nur Steuerparadies, sondern auch maximal intransparent. Der Geldtopf wird von einem professionellen Treuhänder auf den Cayman Islands treuhändisch gehalten und ist über diesen Treuhänder handlungsfähig. Für wen der Treuhänder die Gelder hält, kann selbst mit aufwändigen Recherchen nicht abschließend geklärt werden.
Wie kam die Sache auf? Das ist Aviation Reset zu verdanken. Siehe „Flughafen Wien klagt Obfrau von Aviation Reset“.
Wie konnte sich eine solche intransparente Struktur in einem zentralen österreichischen Infrastrukturunternehmen einnisten?
Der Investor kaufte die an der Börse gehandelten Aktien auf wie folgt:
- 2014 – erstes Übernahmeangebot über 29,9% (Sperrminorität)
Der Vorstand des Flughafen Wien fand nur wohlwollende Worte („potenzieller Minderheitenaktionär mit finanzstarkem Background“, „langfristige Investitionsstrategie“, „unterstützender Partner“) und äußerte keinerlei Kritik an der Struktur. Der Aufsichtsrat (Vorsitz SPÖ) schloss sich dem Vorstand an. Wirtschaftsminister Mitterlehner (ÖVP) gab vorab grünes Licht gemäß Außenwirtschaftsgesetz. Die Bundeswettbewerbsbehörde (ÖVP-nahe besetzt) winkte das Übernahmeangebot durch. Die Sachverständige nach Übernahmegesetz war Christine Catasta, damals Chefin der PwC Wirtschaftsprüfung GmbH, später Interimsnachfolgerin von Thomas Schmid in der ÖBAG.
- 2016 – die Genehmigung des zweiten Übernahmeangebots über 10% durch den Wirtschaftsminister war – wie es scheint – nur noch Formsache.
- 2022 – beim dritten Übernahmeangebot zwecks Aufstockung auf 50% minus 1 Aktie leitete Wirtschaftsminister Kocher nach dem Investitionskontrollgesetz ein Prüfverfahren ein. Es endete – zu unserer großen Überraschung, denn der Fake mit dem australischen Pensionsfonds war bereits aufgeflogen – mit einer Genehmigung unter Auflagen: „Im Ergebnis konnte durch strenge Auflagen sichergestellt werden, dass die ausländische Antragstellerin durch ihre Investition auch auf sonstige Weise keinen beherrschenden Einfluss auf den Flughafen Wien-Schwechat erlangt: Zusätzlich zu den beiden bestehenden dürfen keine weiteren Aufsichtsratsmitglieder von der Antragstellerin nominiert werden, sie darf keine Satzungsänderungen vorschlagen und ihr werden gewisse Berichtspflichten auferlegt. Im Zuge des Verfahrens hat die Antragstellerin die Eigentümerstruktur offengelegt. Es liegen keine Gründe vor, die für eine Untersagung der Investition sprechen würden. Die Investition wird daher von der Investitionskontrollbehörde nicht untersagt“, so Kocher (OTS 24. Jänner 2023).
Auf Basis dieser Genehmigungen steht der Investor derzeit bei fast 44%.
Welche Eigentümerstruktur dem Herrn Minister offengelegt wurde, hält er jedoch geheim (siehe Anfragebeantwortung 197/AB vom 10.02.2025 zur parlamentarischen Anfrage 192/J und Anfragebeantwortung 14031/AB vom 12.05.2023 zu parlamentarische Anfrage Nr. 14520/J):
Wir fassen zusammen:
Seit 2014, also dem Einstieg des Investors mit 29,9% am Grundkapital der Flughafen Wien AG, muss das Wirtschaftsministerium wissen, wer wirklich hinter dem Investor steht. Dennoch hat das Wirtschaftsministerium acht Jahre geduldet, dass der Bevölkerung die Lügengeschichte aufgetischt wurde, der Investor wäre ein australischer Pensionsfonds. Das ist er definitiv nicht.
Jetzt, nachdem der Investor 50% minus 1 Aktie erwerben darf und bereits bei rund 44% steht, verweigert der Wirtschaftsminister die Auskunft darüber,
- welche Eigentümerstruktur ihm offengelegt wurde,
- wer die Entscheidungsträger in diesem undurchsichtigen Beteiligungssystem sind, und
- welches Sicherheitsrisiko er festgestellt hat, das ihn dazu bewogen hat, Auflagen zu erteilen.
Für besonders Interessierte:
Wenn Sie sich eine Übersicht über die Struktur und die Geldflüsse des karibischen Investors namens IFM Global Infrastructure Fund, des größten Aktionärs am Flughafen Wien, verschaffen wollen, klicken Sie hier. (Zum besseren Verständnis wird angeraten, zuerst den Standard-Artikel „Kritische Infrastruktur: steckt indirektes russisches Kapital im Flughafen Wien?“ vom 07.02.2023, zu lesen.)
Wenn Sie den Registerauszug (in beglaubigter Übersetzung) der Luxemburger Airports Group Europe S.à r.l, die die Beteiligung an der Flughafen Wien AG hält, ansehen wollen, dann klicken Sie hier.
Wenn Sie den Registerauszug (in beglaubigter Übersetzung) der Luxemburger Global InfraCo S.à r.l, die 100% der Anteile der Airports Group Europe S.à r.l hält, ansehen wollen, und sehen wollen, was in der Rubrik Gesellschafter steht, dann klicken Sie hier.
Wenn Sie das Ergebnis der Suchanfrage zum karibischen Investor IFM Global Infrastructure Fund in dem von der Regierung der Cayman Islands geführten Register vom 11.10.2022 sehen wollen und den Hinweis, dass Informationen zu den Unternehmensunterlagen und Registern nicht zur öffentlichen Einsichtnahme zur Verfügung stehen, mit eigenen Augen im englischen Original sehen wollen, dann klicken Sie hier.
Wenn Sie das Dokument bei der US-amerikanischen SEC („Securities and Exchange Commission“), in dem die 17 „Fütterungsfonds“ aufgelistet sind, aus denen der karibische Investor sein Geld bezieht, ansehen wollen, dann klicken Sie hier. 16 „Fütterungsfonds“ sind in den USA, Kanada, Australien und UK. Ein „Fütterungsfonds“ ist ein besonderer, es ist der ebenfalls karibische Geldtopf namens „IFM Global Infrastructure (Offshore), L.P.“.
Wenn Sie sich für diesen karibischen Fütterungsfonds „IFM Global Infrastructure (Offshore), L.P.“ interessieren, dessen Geld in den karibischen Investor am Flughafen Wien fließt und den Hinweis, dass Informationen zu den Unternehmensunterlagen und Registern dieses Fütterungsfonds nicht zur öffentlichen Einsichtnahme zur Verfügung stehen, mit eigenen Augen im englischen Original sehen wollen, dann klicken Sie hier.
Wenn Sie sich in das ganze bei der SEC aufliegende Dokument vertiefen wollen, dann klicken Sie hier. Sie werden herausfinden, dass die 17 Fütterungsfonds von der australischen Investmentfirma, die das karibische Investment in Österreich als Pensionsgelder vornehmlich australischer Herkunft vermarktet, orchestriert werden und dass es dazu ein gigantisches Netz an Service-Firmen gibt.
Wenn Sie wissen wollen, woher das Geld der Fütterungsfonds kommt, das in den karibischen Investor namens IFM Global Infrastructure Fund fließt und aus dem die Beteiligung am Flughafen Wien finanziert wird, dann müssen wir Sie leider enttäuschen. Wir können nicht einmal ausschließen, dass hier russisches Geld eingeflossen ist.